Südindien und Assam

Verantwortliche Beschaffung und nachhaltiger Teeanbau

Wollenhaupt Tee GmbHWollenhaupt Tee GmbH

Unsere Tee-Experten reisten in bedeutende Anbaugebiete Indiens, um die Herausforderungen vor Ort kennenzulernen und langjährige Partnerschaften mit Teeproduzenten und Lieferanten zu stärken. Von den sanften Hügeln Südindiens bis zu den weiten Plantagen Assams standen dabei Gespräche zur verantwortlichen Beschaffung im Mittelpunkt. Diese Reise diente nicht nur der Qualitätssicherung unserer Tees, sondern auch dem Engagement für eine nachhaltige und faire Zukunft in der Teebranche. Erfahren Sie in diesem Bericht, wie wir mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um eine verantwortungsvolle Lieferkette zu gewährleisten.

Nach einer längeren pandemiebedingten Pause war es wichtig, die Teeproduktion in den bedeutenden Anbaugebieten Indiens wieder persönlich in Augenschein zu nehmen. Dr. Larsen Schütte, Leiter unserer Qualitätssicherung und unser Tee-Einkaufsleiter Karsten Wiese reisten nach Südindien und Assam, um langjährige Partnerschaften vor Ort zu stärken und die Herausforderungen der Teebauern aus erster Hand kennenzulernen.

Indien, als einer der weltweit größten Teeproduzenten, bietet uns sowohl biologischen als auch konventionellen Schwarztee. Die kräftigen, malzigen Aromen des Assam-Tees bilden die Basis für traditionelle Mischungen wie English Breakfast, Ostfriesenmischungen und Chai, während die blumigen Tees aus den Nilgiri-Bergen Süd-Indiens hervorragend für aromatisierte Mischungen geeignet sind. Diese Reisen helfen uns, die hohe Qualität unserer Produkte zu gewährleisten und die Nachhaltigkeit der Beschaffung zu fördern.

Herausforderungen in der Schädlingsbekämpfung

Vor Ort wurde uns schnell bewusst, dass die strengen EU-Vorschriften hinsichtlich Pestizidrückständen eine große Herausforderung für die Produzenten darstellen. Die EU-Verordnung Nr. 396/2005 setzt strikte Grenzwerte fest, die es für die indischen Teeproduzenten schwierig machen, wirtschaftlich tragbare Lösungen zu finden. Der Befall durch Schädlinge wie den Teemoskito (Helopeltis theivora), „Red Spider“ sowie Raupen von Motten, genannt „Looper“ sind deutlich sichtbar. Allein die Schäden durch den Teemmoskito führen zu Ernteverlusten zwischen 25 und 40 Prozent. Es gibt vielversprechende biologische Ansätze zur Bekämpfung dieses Schädlings. Die Forschung untersucht den Einsatz natürlicher Feinde, mikrobieller Biopestizide und kluger Anbaumethoden wie den Anbau resistenter Sorten und die Förderung der Biodiversität im Teegarten. Auch wenn eine rein biologische Lösung noch nicht verfügbar ist, können solche Ansätze – vor allem in Kombination – helfen, den Befall zu reduzieren und den Einsatz von chemischen Pestiziden zu minimieren. Dies eröffnet eine nachhaltigere Perspektive für den Teeanbau und eine umweltfreundlichere Schädlingsbekämpfung.

Die Produzenten stehen derzeit vor einer Entscheidung: Entweder investieren sie in teure und streng regulierte Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung, oder sie verkaufen ihre Produkte an Märkte außerhalb der EU mit weniger strengen Auflagen. Um eine nachhaltige Balance zu finden, ist es entscheidend, die lokalen Gegebenheiten und Herausforderungen im Einkauf sowie bei den Verhandlungen zu berücksichtigen und genau zu kennen. Es erfordert stetige technische Forschung im Bereich der Schädlingskontrolle, tiefes Fachwissen seitens der Teeproduzenten und eine enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit uns als Einkäufer. Nur so lassen sich wirtschaftlich tragfähige und zugleich nachhaltige Lösungen schaffen, die langfristig Erfolg und Sicherheit in der Wertschöpfungskette gewährleisten.

Klimawandel: Eine wachsende Bedrohung

Eine der größten Herausforderungen, die wir gesehen haben, ist der Einfluss des Klimawandels. In diesem Jahr stiegen die Temperaturen in einigen Regionen auf bis zu 56 Grad, was nicht nur die Pflanzen unter Stress setzt, sondern auch die Qualität des Tees beeinträchtigt. Insbesondere in Assam, wo die tippigen Tees das charakteristische Aromenprofil ausmachen, sind die klimatischen Veränderungen spürbar. Die schwankenden Wetterbedingungen – extreme Hitze, gefolgt von intensiven Regenfällen – führen zu einem Rückgang der für Assam typischen Qualität. Auf dem Bild sind beispielsweise Blätter zu sehen, die durch die starke Sonneneinstrahlung Sonnenbrand erlitten haben – ein deutliches Zeichen für die Belastungen, denen die Pflanzen zunehmend ausgesetzt sind.

Die Teeproduzenten reagieren auf die klimatischen Veränderungen mit gezielten Aufforstungsmaßnahmen, um natürlichen Sonnenschutz für die empfindlichen Teepflanzen zu schaffen. Hierbei werden junge, schattenspendende Bäume in kleinen Abständen zwischen den Teesträuchern gepflanzt. Diese neuen Bäume bieten nicht nur Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung, sondern fördern auch die Biodiversität der Anbauflächen und tragen langfristig zur Stabilisierung des lokalen Mikroklimas bei.

Nachhaltigkeit als gemeinsames Ziel

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen wir uns weiterhin für nachhaltige Beschaffungspraktiken ein. Organisationen wie die Rainforest Alliance, die Indian Tea Association und Ethical Tea Partnership leisten hier wertvolle Unterstützung. Ihre Arbeit zielt darauf ab, ökologische sowie soziale Aspekte im Teeanbau zu verbessern. Der Wandel zu einer nachhaltigeren Produktion ist jedoch nur durch die Zusammenarbeit von Regierungen, NGOs (Nichtregierungsorganisationen) und Unternehmen möglich. 

Unsere Reise hat uns erneut gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln. Eine verantwortungsvolle Beschaffung ist die Basis für langfristige Erfolge – sowohl für unsere Tees als auch für die Menschen, die sie anbauen. Durch Investitionen in klimaresiliente Anbaupraktiken und die Unterstützung von Initiativen wie der Rainforest Alliance tragen wir aktiv dazu bei, die Lebensgrundlagen der Arbeiterinnen und Arbeiter in den Plantagen zu sichern und gleichzeitig die Qualität unserer Produkte zu bewahren.

Unsere Reise nach Indien endete in der Metropole Kalkutta, dem Drehplatz für den indischen Teehandel und abschließenden Lieferantengesprächen. Wir haben wertvolle Einblicke gewonnen und sehen die dringende Notwendigkeit, weiter in nachhaltige Anbaumethoden zu investieren. Der Klimawandel und die wachsenden regulatorischen Anforderungen verlangen von uns und unseren Partnern vor Ort ein Umdenken. Als Teehändler und Unternehmen sind wir bereit, diese Herausforderungen aktiv anzugehen und unseren Teil zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen. 

 

Hervorragende Bio-Qualitäten aus Assam

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